Ausflüge nach Kolomenskoje
Südlich von Moskauer Innenstadt liegt an einer Schleife der Moskwa Kolomenskoje. Die alte Zarenresidenz Dmitrij Donskojs und seiner Nachfolger am rechten Hochufer der Moskwa ist heute ein beliebtes Ausflugsziel der stress geplagten Großstädter und längst vom Moskauer Stadtgebiet einverleibt worden. Vor allem im Winter bietet Kolomenskoje ein pittoreskes Bild, wenn die Kinder auf Plastiktüten das Steilufer hinunter sausen und nichts den Eindruck einen verschneiten Idylle zu stören vermag.
Dass Kolomenskoje einst eine prachtvolle Residenz war, ist angesichts der nur vereinzelt erhaltenen Bauwerke schwer vorstellbar. Allein die elegante Christi-Himmelfahrts-Kirche, die Wassilij III. in Auftrag gab, bewahrt noch die herrschaftliche Größe der Anlage, zu der ein ganz aus Holz errichteter Palast Alexej Michajlowitschs gehörte, der 17. Jh. wegen seines ausladenden Schmuckwerks als achtes Weltwunder erachtet wurde. Eine Idee aller architektonischen und künstlerischen Herrlichkeiten, die der Palast zu vereinigen schien, gibt das im 19. Jh. entstandene Modell im Kolomenskojer Museum in der alten Kanzlei.
Katahrina II. veranlasste 1768 den Abriß des baufällig gewordenen und aus der Mode gekommenen Palastes. Überdauert gaben von der Residenz Alexej Michailowitschs allein das wuchtige Erlösertor mit dem botschka-Dach im Gestalt eines Halbzylindres, der kleinbogenförmig nach oben zuläuft, das Vordere Tor zur Moskwa hin und die Kirche der Gottesmutter von Kasan mit ihren goldbesternten Himmelzeitkuppeln. Alexej hatte sie 1649 als Palastkirche errichtet lassen in einer für die Zeit charakteristischen Architektur. Die Wandmalereien wurden im 19. Jh. erneuert. Die Lindenallee geleitet den Weg zum Vorderen Tor mit dem Zeltdach-Glockenturm, durch das man einst die Residenz betrat. Die schlichte Fassade wird allein durch das farbliche Wechselspiel von weißen Mauern und rotem Ziegel der Sockel, Tor- und Fensterrahmen sowie des Zahnfrieses belebt. Zum Empfang der Gäste hatte der Zar im typisch barocken Bemühen um gleichermaßen ausgefallene wie technisch perfekte Repräsentation Löwen aus Holz vor der Fassade aufstellen lassen, die mittels eines Mechanismus die Augen rollen und mit dem Schwanz wedeln konnten. In den sog. Orgelkammer über den Torbögen werden Turmuhrmechanismen ausgestellt sowie einige Glocken.
Im Umfeld des Tores finden sich verstreut verschiedene Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude Kolomenskojes, in denen die Sammlungen des Museums untergebracht sind. Die Kollektion bewahrt in ihrer Einfachheit und unprätentiösen Darbietung sowie in ihrer bunten Vielfalt gleichsam das anmutig- menschliche Moment der russischen Volkkunst. Zu sehen sind Schnitzereien, Schmiedekunst, Fliesen und Kacheln sowie Ikonenmalerei.